Donnerstag, 8. November 2007

Vom Getier

Nach den vielen Tausend Jahren, in denen sich der Mensch die Nahrungskette hochgebissen hat, erlitt er jüngst mit dem Umbruch einen herben Rückschlag.


Hier eine typische Szene aus dem heutigen Ebenenalltag:
Reiseaufzeichnungen - Wim Thyssen

"Endlich haben wir nach Tagen wieder festen Grund unter unseren Rädern. Zwei unserer sechs Wagen sind im Morast eingesunken und wir waren gezwungen sie zurück zu lassen. Ich hoffe, dass die Reise dennoch genug Profit abwirft. Leider Gottes wird das eine Unheil nahtlos von einem neuen ersetzt. So ist das Ebenenleben nun einmal. Nur ist es allen hier nicht ganz koscher, dass statt dem einen üblichen Rudel Keilhoffs anscheinend drei unserer Fährte folgen und uns sogar in Sichtweite flankieren. Kemper hat bis jetzt 19 Tiere gezählt. Aber da sind zweifellos noch mehr. Zwar hat die Erfahrung gezeigt, dass sie Menschenfleisch eher meiden, doch scheinen diese Exemplare unruhig und wesentlich agressiver als sonst.
Das beunruhigende an diesen Viechern ist, dass sie sich auch im Spurt nahzu lautlos fortbewegen. Man kann sie in der Nacht also mit ihrem schwarzen Fell erst ausmachen, wenn man einen Keilhoff an der Kehle hängen hat.

Bis jetzt allerdings verfolgen sie noch ihre alte Strategie, uns als lebenden, eigenständigen Köder zu benutzen. Als Köder für einen oder vielleicht gar mehrere Grimmbolts. Sie haben Ähnlichkeit mit den Bären aus dem Gebirge, haben aber weitaus längeres Fell. Bis zu 1 1/2 Meter können die Haare werden und sind meist mit Asche verklebt. Denn diese Biester graben sich zu gern im Ascheboden ein und warten seelenruhig auf ihre Beute. Vor zwei Jahren erwischte einer den Wagen vor mir in der Karawane. Er griff an, während der Wagen über ihn hinweg rollte und schleuderte ihn ohne Mühe durch die Luft. Während die Grimmbolts auf uns aus sind, sind die Keilhoffs auf sie aus. Es benötigt schon ein ganzes Rudel um einem Bären niederzustrecken. Und so ein Kampf dauert relativ lange und ist mit Abstand das blutigste Erlebnis, dass ich bisher machen musste.

Man könnte beinahe sagen, die schwarzen Keilhoffs wären unsere Freunde. - Aber nur solange sie nicht zu hungrig werden und das Treffen mit einem Aschebären nicht zulange dauert. Ich habe nicht vergessen, wie mein kleiner Bruder als Säugling von einem hungrigen Keilhoff geholt wurde und die halbe Nacht das Rudel vor Freude am Heulen war. Wie sagt man so schön? Berechenbar ist nur das Unberechenbare."

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